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Bogenseekette

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Gesamtstrecke: 37.33 km
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Heute geht es in ein sehr interessantes Naturschutzgebiet direkt am Rande von Berlins Nordosten. In die „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“ im Naturpark Barnim. Dazu gehören u.a. das NSG Karower Teiche, das NSG Bogenseekette mit dem Lietzengraben, der Hobrechtswald und das NSG Schönower Heide.

Auf dieses Gebiet aufmerksam geworden bin ich am „Tag der Stadtnatur“ vor ein paar Jahren. Dort wurde eine Führung durch die Karower Teiche angeboten, die mir bis dahin unbekannt waren. Sammelpunkt war in Karow die Pankebrücke direkt an der Südseite der Teiche. Schon beim Warten und Sammeln konnte ich das erste Highlight bestaunen. Eine Rohrweihe beim Jagen, und in unmittelbarer Nähe kreiste ein Bussard. Der Herr der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – Referat Naturschutz führte uns dann durch die Teichlandschaft und war ein wahrer Wissensquell, was die Vogelwelt betrifft und gab sein Wissen auch bereitwillig preis. An der Rückseite der Teiche befand sich auf einer Wiese dann ein Tummelplatz für Neuntöter, die man schön beim Schmetterlinge jagen beobachten konnte. Sie hatten auch keine Scheu dann ganz ungeniert ihre Beute zum späteren Verzehr aufzuspießen. Ich wollte gar nicht mehr weg dort.

Ende April machte ich mich also auf den Weg. Ich kann sogar direkt von zu Hause losfahren. Also ab nach Pankow und beim S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf auf den Panke-Radweg, der hier auch ein Teilstück des Radwegs Berlin-Usedom ist. Den gehts weiter bis zu den Karower Teichen, die direkt links neben dem Radweg liegen. An der rechten Seite begleitet die Panke den Radweg noch ein wenig. Ich aber biege links ab und folge dem Weg, der genau mitten durch die Teiche führt. Auf den Teichen ist es relativ ruhig. Die Überwinterungsgäste sind schon weg, und der Rest entweder noch nicht da oder schon mit Brüten beschäftigt. Also halte ich mich nicht lange auf und durchquere weiter die Teichlandschaft bis ich auf der anderen Seite rechts abbiege und mich somit hinter den Teichen befinde. Hier komme ich auch wieder an der Spielwiese der Neuntöter vorbei. Bloß von Neuntötern keine Spur. Ist wohl noch zu früh. Die Führung damals war im Juli. Auf einmal krachts mächtig im Gebälk und ein Reh donnert mit vollem Karacho quer über die Wiese. Der ganzen Länge nach von links nach rechts. So wars wenigstens nicht langweilig.

Ich umrunde jetzt quasi die Teiche und treffe auf der Nordseite auf einen im ersten Moment ganz friedlich wirkenden Gesellen. Doch als ich anhalte um ihn auf digitale Weise zu verewigen, dreht er sich in meine Richtung und stiert mich mit seinen großen Augen an. Als er dann auch noch anfängt zu zucken und ich die Lächerlichkeit der Zaundrähe bemerke, wirds mir doch ein bißchen flau im Magen und ich verabschiede mich ganz höflich. Bis ich wieder den Radweg erreiche kann ich noch die Landschaft bewundern, die von Bruchwald über Heidelandschaft ziemlich abwechslungsreich ist.

Nachdem ich die A10 unterquert habe geht es links ab auf den „Naturpark-Meridian“ Richtung Bogenseekette. Diese besteht aus ein paar Karpfenteichen, die eigentlich alte Torfstiche sind, und dem Bogensee. Nachdem man die Hobrechtsfelder Chaussee überquert hat, passiert man eine Tür. Dabei muß man darauf achten, das die Tür nach dem Passieren wieder geschlossen wird. Mutet im ersten Moment etwas seltsam an, aber ein Flyer, der in einem Kasten neben der Tür zur Mitnahme angeboten wird gibt schnell Auskunft. Man befindet sich jetzt nämlich auf frei begehbaren Weideflächen. Diese gehören zum Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“. Mit etwas Glück kann man hier einige robuste Rinderarten, wie „Englische Parkrinder, Schottische Hochlandrinder sowie Uckermärker Rinder und Konik-Pferde begegnen.

Auch ich hatte das Glück einer Rinderherde zu begegnen. Sie stand mitten auf meinem Weg. Die im Fleyer beschriebenen Regeln sind hier eindeutig. Herden nicht durchqueren und einen Mindestabstand von 25m einhalten. Außerdem die Tiere nicht beunruhigen. Doch wer will das schon? Ich nicht. Denn ich bemerke, das diese Viecher vom selben Stamme sind wie der unheimliche Kollege vorhin. Also warte ich geduldig ab. Und ja, sie ziehen langsam ins lichte Gehöltz ab und geben damit den Weg frei. Von diesem Erlebnis muß ich mich glatt bei einem kleinen Päusgen erholen. Hierfür bietet sich ein ausgebauter Rastplatz an. Aber es ist wie immer.  Er ist sehr arg ramponiert und vor allem völlig vermüllt. Der kleine Platz auf der rechten Seite ist gerade so noch erträglich.

Ja, ich gebe es zu. Ich schummle jetzt. Bevor Ihr an den Exif-Daten der Fotos merkt, dass hier was nicht stimmt, gestehe ich lieber gleich, dass  ich kurz nach der Rast wieder Richtung Radweg abgebogen bin, und dann über Schloß Niederschönhausen wieder nach hause geradelt bin. Oh Mann, war ich fertig. Noch keine Kondition so früh im Jahr. Also knapp einen Monat später bin ich wieder auf den selben Pfaden los. Der Anfang war relativ ereignislos. Und da die Kondition jetzt schon besser war, gings diesmal weiter Richtung Norden. Ich fahre einfach mit dem Bericht an dieser Stelle fort.

Bald darauf verlasse ich den Naturpark-Meridian. Bei einer Rechts-Links-Kombination begleitet mich für einen Moment einer der zahllosen Entwässerungsgräben der ehemaligen Rieselfelder, bevor es dann auf dem Gorinseeweg weiter geht. Ich wundere mich schon die ganze Zeit, dass es immer voller wird. Meister Adebar scheint das aber nicht zu stören. Ich lasse Gut Hobrechtsfelde rechts liegen und fahre weiter zum Gorinsee. Und da fällt es mir ein. Es ist Pfingstsonntag und schönes Wetter. Kein Wunder, dass man jetzt aufpassen muß, dass man keine Kiddies oder Hunde umfährt. Als dann auch noch von weitem das Geplärre der Lautsprecher des Gasthauses am Gorinsee zu hören ist, mache ich, dass ich Land gewinne. Mist, ein Bierchen hätte schon gezischt.

Kaum am Gorinsee vorbei, kreuzt ein großer Weg meinen mittlerweile wieder in Naturpark Barnim Meridian umbenannten Weg. Ich biege nach rechts ab und erreiche kurz darauf das Naturschutzgebiet Schönower Heide. Dieses Gebiet ist eingezäunt und darf nicht betreten werden. Dort drinnen läuft Rotwild rum. Ein aufgeschütteter Erdhügel dient als Aussichtsplattform. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Heide, die hier einen besonderen Schutz geniesst und weitgehend in Ruhe gelassen wird. Auf dem Rundweg um die Heide sehe ich doch noch einen Neuntöter. Er hat mich noch nicht bemerkt, so dass ich schnell noch einen Schnappschuss anbringen kann.

Nach der Hälfte der Runde zweigt hier der kleine Rundweg ab, der mit einem Aussichtsturm winkt. Zum Glück sind hier nur sehr wenige Leute unterwegs. Aus dem Augenwinkel erhasche ich noch einen kurzen Blick auf einen Habicht, ehe dieser wieder mit einem kunstvollen Manöver im Wald verschwindet. Der Aussichtsturm ist nicht belegt und ich habe meine Ruhe. Bei meinem Rundblick sehe ich in einiger Entfernung einen Hirsch mit schon sehr stattlichem Geweih. Direkt neben dem Turm ist ein Tümpel, auf dem sich ein Paar Brandgänse tummelt. Für einen kleinen Schluck aus meiner Pulle (Apfelschorle) drehe ich mich kurz um. Als ich meinen Blick wieder auf den Tümpel richte, traue ich meinen Augen kaum. Da steht jetzt eine Rotwildkuh im Wasser und kühlt Ihren Arsch. Das Trinken hat nur Sekunden gedauert und ich habe nichts Platschen gehört. Die Brandgänse sind auf jeden Fall not amused und keifen den ungebetenen Badegast ganz schön an. Der läßt sich jedoch nicht stören.

Ich jedoch mache mich langsam auf den Heimweg. Richtung Buch komme ich diesmal auf der anderen Seite am Gut Hobrechtsfelde vorbei, und lasse es wieder rechts liegen. Keinen Bock auf den Ausflugstrubel. Ab Buch geht es diesmal mit der S-Bahn heim.

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